Rezensionen:
von Michael Wehrmann
Email: Rechenschwaeche@gmx.de (ehemalsZTR-Berlin, jetzt IML-Braunschweig), Deutschland , 6. April 2001, gefunden bei http://www.amazon.de
Oft vermisste Grundlagen der Grundschul-Mathebücher:
Als Therapeut für Rechenschwäche bin ich sehr oft damit konfrontiert ist, Kinder vollkommen ohne ausgebildeten kardinalen Zahlbegriff vor mir zu haben. Lehr- und Arbeitsbücher werden von diesem Standpunkt aus von mir sehr kritisch danach beäugt, ob sich hinter der Motivations-Fassade begriffliche Erläuterungen finden, die rechenschwachen Kindern wirklich helfen können. Ein solches Werk ist dieses "altmodische" Vorschulbuch aus realsozialistischen Zeiten, dessen (leider gekürzte) Neuausgabe zu begrüßen ist. Seit dem Erscheinen setzen wir es in unseren Therapiesitzungen erfolgreich ein und können es betroffenen Eltern und Lehrkräften nur wärmstens empfehlen. Einziger Wermuths-Tropfen ist die schlechte Druckqualität dieses "on-demand"-Buches auf Kopien-Niveau. Das ist aber allemal besser, als das Buch gar nicht zur Verfügung haben.
von Dipl.-Päd. Detlef Träbert
Merheimer Str. 484, 50735 Köln, Tel.: 0221 / 974 32 - 97, Fax: - 98, geschrieben am 17. Mai 2001
Email: detlef.traebert@t-online.de • Internet: http://www.schulberatungsservice.de
Rechenschwäche ist ein Thema, dass allenthalben viel Rat- und Hilflosigkeit auslöst. Lehrerinnen und Lehrer sind kaum darüber informiert; eine Rücksichtnahme auf davon betroffene Kinder im Sinne einer Aussetzung der Noten oder besonderer Fördermaßnahmen durch die Schule ist im Schulsystem nicht überall vorgesehen. Da ist ein Buch höchst willkommen, das verständlich und in komprimierter Form die notwendigen Grundlagen des mathematischen Denkens, und wie man es Kindern vermittelt, beschreibt.
"Mengen und Längen" war ursprünglich in der DDR ein Lehrbuch für Kindergärtnerinnen. Darum bringt es begrifflichen Klartext mit einfachen und einleuchtenden Anwendungsbeispielen. Es empfiehlt immer wieder, mit dem Kind einen ‚Bedeutungsdialog’ zu führen, also mit ihm darüber zu reden, was es beim Lösen einer Aufgabe denkt und warum es zu welchen Schlussfolgerungen kommt. Die Herausgeber halten das Buch "speziell geeignet dafür, dass sich auch Eltern, die wissbegierig genug sind, selbst die Schwierigkeiten ihrer rechenschwachen Kinder verstehen zu wollen, damit weitgehend praxisnah und ohne Umwege die notwendigen mathematischen Grundkenntnisse verschaffen können" (S. 9; neue Rechtschreibung: D.T.).
Für die Grundschullehrerschaft sollte „Mengen und Längen“ Pflichtlektüre sein, denn es ist frei von methodischem Schnickschnack. Es erklärt und leitet mathematisch korrekt an; damit fördert es die Versachlichung der Diskussionen um mathematische Lernproblematiken. Wenn Kinder die Mathematik so erklärt bekommen, werden sie wesentlich seltener als ‚rechenschwach’ klassifiziert werden müssen. Es vermittelt Lehrkräften (und allen anderen Lesern) die "Grundlagen des gezielten Aufbaus des mathematischen Denkens" (S. 9).
Schade ist nur, dass "Mengen und Längen" als neu herausgegebenes Buch noch der alten Rechtschreibung folgt. Es handelt sich wohl, diese Vermutung legt die schlechte Druckqualität nahe, um eine schlichte fotomechanische Vervielfältigung der ersten drei Kapitel des alten, ursprünglichen DDR-Buchs. Diese technischen Mängel darf man jedoch der Tatsache zugute halten, dass die Herausgabe im Eigenverlag erfolgte. Die Absicht war ja, ein sachlich einwandfreies und absolut nicht verbesserungsbedürftiges Buch für eine interessierte Zielgruppe wieder verfügbar zu machen. Rechenleidgeplagte Eltern oder pädagogische Fachkräfte werden das zu schätzen wissen und über äußere Mängel wegsehen.